Baugeldkonditionen im Blick: Warum die EZB am Nullzins festhält
Sowohl die Europäische Zentralbank (EZB) als auch die US-Notenbank Fed haben zuletzt klare Signale gesendet: Für dieses Jahr sind keine Leitzinsanhebungen mehr geplant. Was bedeutet das für Marktzins und Immobilienpreise? Und wie beeinflusst die Gemengelange die Finanzierungsstrategie Ihrer Kunden? Hier ein Überblick inklusive Beratungstipps.
Welche Zinspolitik verfolgt die EZB derzeit?
Nach wie vor liegt der EZB-Leitzins für die kurzfristige Liquiditätsversorgung der Banken bei null Prozent – und das wird sich voraussichtlich nicht so schnell ändern. Vor Kurzem erklärte die EZB, dass sie bis mindestens Ende dieses Jahres keine Zinserhöhung vornehmen wolle. Außerdem ließ sie durchblicken, diesen Kurs gegebenenfalls erneut zu verlängern.
Ob die Leitzinsen im kommenden Jahr angehoben werden, hängt von der konjunkturellen Entwicklung ab: Je schwächer die Konjunktur, umso unwahrscheinlicher ist es, dass die Zentralbank mit einer Zinsanhebung kreditfinanzierte Investitions- und Konsumaktivitäten verteuert und damit die Wirtschaft möglicherweise bremst. Derzeit sehen die EZB-Volkswirte die wirtschaftliche Entwicklung in Europa eher skeptisch und rechnen etwa bei der Inflation auch künftig mit einem Wert unterhalb ihrer Zielmarke von zwei Prozent.
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Der Niedrigzins beeinflusst die Finanzplanung beim Hauskauf
Wie beeinflussen die Niedrigzinsen die Immobilienpreise und Mieten?
Parallel zu den Leitzinsen verharren die Zinsen für die Geldanlage sowie die Marktzinsen für Baudarlehen auf historisch niedrigem Niveau. Das rückt einerseits für viele Menschen den Traum vom eigenen Zuhause in greifbare Nähe. Andererseits fördert der vergleichsweise günstige kreditfinanzierte Eigenheimerwerb die Nachfrage – auch weil rentable Alternativen fehlen. In vielen Großstädten und Ballungszentren, wo Wohnraum auch aufgrund von anhaltendem Zuzug und zu wenig Bauland fehlt, wirkt sich das wiederum auf die Immobilienpreise und Mieten aus.
Laut einer Studie der Hans-Böckler-Stiftung fehlen allein in Berlin mehr als 300.000 Wohnungen, in den Großstädten beziffert die Studie den Wohnungsmangel auf rund zwei Millionen Einheiten. So lange diese Lücke klafft, ist Entspannung am Wohnungsmarkt kaum zu erwarten. Mehrere Umfragen und Analysen gehen in absehbarer Zeit weiter von teils stark steigenden Preisen in begehrten Lagen aus. Immobilienfinanzierer sollten ihre Planung jedoch nicht von einer prognostizierten Preisentwicklung abhängig machen. Entscheidend ist vielmehr, dass sie die Finanzierung langfristig bedienen können.
Welche Zinsentwicklung prognostizieren die Experten?
Die Konjunktur lahmt und die Prognosen sind eher düster – auch aufgrund andauernder Unsicherheiten wie des Brexits und des von den USA und China dominierten Handelskonflikts. Analysten halten deshalb einen kurz- und mittelfristigen Zinsanstieg in der Mehrheit für wenig wahrscheinlich.
Laut des aktuellen Interhyp-Bauzins-Trendbarometers, das auf der Befragung von Zinsexperten von Bankenpartnern basiert, geht die überwiegende Mehrheit von kurzfristig gleichbleibenden Zinsen aus. Auf Sicht von einem Jahr rechnet gut die Hälfte mit einem leichten Anstieg der Bauzinsen. Die übrigen Marktbeobachter prognostizieren wiederum gleichbleibende oder sogar leicht rückläufige Finanzierungszinsen.
Welche Auswirkungen hat das Niedrigzinsumfeld auf die Finanzierungsstrategie?
Für viele Bauherren und Anschlussfinanzierer dürfte es sich lohnen, angesichts des Niedrigzinsniveaus die Zinsen langfristig festzuschreiben. Sorge sich zu lange zu binden, müssen sie in der Regel nicht haben: Wenn nach der vollständigen Darlehensauszahlung mindestens 10 Jahre vergangen sind, können Kreditnehmer gemäß § 489 BGB den Vertrag mit einer Frist von sechs Monaten kündigen, ohne Vorfälligkeitsentschädigung zahlen zu müssen.
Zusätzliche Flexibilität bringen Sondertilgungskontingente sowie die Möglichkeit, die Tilgung zu verändern. Wer absolute Planungssicherheit anstrebt, für den könnte ein Volltilgerdarlehen eine Option sein. Volltilger sind zurzeit so günstig wie schon lange nicht mehr.
Quelle: Prohyp GmbH